Fünf Fragen an…
… Dr. Jihène Jerbi, Vernetzungsmanagerin Wissenschaft der Modellfabrik Papier
Sie hat Quantenphysik studiert und ist Expertin für Computational Chemistry, heute koordiniert sie die Zusammenarbeit der Forschungsteams im Forschungscluster Modellfabrik Papier. Dr. Jihène Jerbi ist als Vernetzungsmanagerin für das Innovationsscouting in Wissenschaft und Forschung zuständig und beschäftigt sich mit der Anwendung computergestützter Chemie in der Papiertechnologieforschung. Im Interview erklärt sie, warum Kooperation und das Einbringen externer Kompetenzen Forschungsarbeit erfolgreich macht.
Hallo Jihène, wie viele Köpfe zählt das Forschungsnetzwerk der Modellfabrik Papier eigentlich?
Jihène Jerbi: (schmunzelt) Diese Frage hören wir tatsächlich oft. In der gGmbH selbst sind wir derzeit 24 Mitarbeitende. Rechnet man die Forschungsteams unserer wissenschaftlichen Partner hinzu, die an unseren Projekten FOMOP und FOREST mitarbeiten, kommen wir schnell auf rund 50 Köpfe. Und dazu kommen natürlich noch die Fachleute unserer Gesellschafterunternehmen. Man kann also sagen: Unser Netzwerk wächst stetig – und mit ihm die Vielfalt an Ideen und Perspektiven.
Was genau ist deine Aufgabe als Vernetzungsmanagerin?
Ich verstehe meine Rolle als Brückenbauerin. Meine Aufgabe ist es, die richtigen Kompetenzen zusammenzubringen, Exzellenz zu fördern und den Wissenstransfer aktiv zu gestalten. Konkret bedeutet das: Ich koordiniere die Zusammenarbeit zwischen den Forschungsteams, knüpfe Kontakte und bringe unsere Wissenschaftler mit Forschenden aus verschiedenen Bereichen der Papier- und Verfahrenstechnik aus der ganzen Welt zusammen. Ich unterstütze außerdem die Weiterentwicklung unseres Forschungsprogramms und organisiere dafür interne sowie externe wissenschaftliche Veranstaltungen.
Ein gutes Beispiel war unser erstes europäisches Symposium mit dem begleitenden Ideation Workshop im vergangenen Monat. Thema war unser Forschungsbereich „Maßgeschneiderte Rohstoffe zur Energieeinsparung im Herstellungsprozess“. Es sind spannende neue Forschungsfragen entstanden – ein Beweis dafür, dass Innovationen nicht hinter verschlossenen Türen entstehen, sondern durch interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Deshalb setzen wir bei der Modellfabrik Papier konsequent auf einen Open Innovation-Ansatz: Nur wenn wir die Perspektiven und Expertisen vieler Akteure auch auf europäischer und internationaler Ebene zusammenbringen, können wirklich radikal neue Ideen entstehen.
Du bist promovierte Quantenphysikerin – wie kamst du zur Papierforschung?
Ehrlich gesagt war das nicht geplant (lacht). Ich war auf Jobsuche und bin auf die Ausschreibung der Modellfabrik Papier gestoßen – „Papierchemie“ war für mich völliges Neuland. Also suchte ich nach Themen, die mir vertrauter waren, und stieß auf Ansätze der Computational Chemistry in der Papierindustrie. Beim Vorstellungsgespräch mit Peter, unserem Geschäftsführer, sagte ich spontan: „Das ließe sich doch auch mit computergestützter Chemie untersuchen.“ Später hat er mir erzählt, dass genau dieser Gedanke – über den Tellerrand hinauszudenken – ein Grund war, mich einzustellen.
Kurze Zeit danach habe ich die Idee und ihre Vorteile für die Papierforschung beim „Science Flash“ der ZellchemingExpo, dem Branchentreffen der Papier- und Zulieferindustrie, vorgestellt und gewann dafür den ersten Preis. Das war ein großer Ansporn für mich, das Thema weiterzuverfolgen.
Was genau ist Computational Chemistry – und wie könnte sie der Papierforschung nützen?
In der Computational Chemistry simulieren wir chemische Prozesse auf atomarer Ebene. Das ist für die Papierherstellung besonders interessant, weil viele zentrale Vorgänge – etwa die Wechselwirkungen zwischen Fasern, Bindemitteln oder Additiven – auf molekularer Ebene ablaufen. Mit solchen Simulationen können wir Prozesse besser verstehen und gezielt verbessern, bevor wir sie im Labor oder in der Produktion ausprobieren. Das spart Ressourcen und eröffnet ganz neue Wege zu nachhaltigen Lösungen.
Mehr dazu in unserem Blog-Artikel: „Mehr als reine Theorie: Computational Chemistry“
Man sieht dich immer mit Stift und Notizbuch. Wie passt deine Liebe zu Papier zur High Tech-Wissenschaftlerin?
Papier ist – im Gegensatz zu digitalen Technologien – greifbar: Ich mag es, ein Buch in der Hand zu halten, Notizen in einem Journal zu machen oder auf hochwertigem Papier zu zeichnen. Zugleich beeindrucken mich die komplexen Prozesse, die hinter seiner Herstellung stecken. Mich fasziniert das Spannungsfeld: Wie hochentwickelte wissenschaftliche Methoden und moderne Technologien helfen können, die Papierfertigung Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten, Papierprodukte weiterzuentwickeln und gleichzeitig wichtige Impulse für Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft zu setzen. Das macht Papier für mich zu einem einzigartigen Material, das zukunftstauglich ist.
Vielen Dank für das Gespräch.
Kommen Sie gerne auf uns zu wenn Sie mehr über die Modellfabrik Papier, unsere Aufgaben und unsere Projekte erfahren möchten.
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